Dem muss widersprochen werden. Die überwiegend diffuse Strahlung in unseren Breitengraden kann sehr gut genutzt werden. Heisse Sommertage reduzieren sogar die Leistungen von Solarstrom-Modulen, weil durch die hohen Zelltemperaturen die Spannung nachlässt. Eine PV-Speicheranlage arbeitet je nach Beschaffenheit, Umfang und Bedingungen 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr, auch nachts und mit Schnee bedeckt.
Interview mit Herrn Guler:
Herr Guler, stimmt die in den Köpfen gefestigte Aussage, dass Solar- Speicheranlagen im Winter nutzlos sind?
„Aufgrund des stärkeren und längeren Lichteinfalls können Photovoltaikanlagen, wie schon vermutet, ¾ ihres Ertrages im Sommer erzielen. Hier geht es nicht nur um die Kraft der Sonne, sondern zusätzlich um den Winkel der Sonneneinstrahlung. In guten Wintern mit viel Sonne, ist ebenfalls eine hervorragende Leistung in den Monaten Oktober bis Februar zu erwarten. Auch wenn es sich einige schlecht vorstellen können, im Winter werden teilweise Spitzenwerte erreicht.
Ich muss dabei mal mit einem hartnäckigen Mythos aufräumen. Es ist immer wieder zu lesen, dass eine Schneedecke auf Photovoltaikanlagen den Ertrag verhindert. Dem ist aber nicht so. Wir wissen alle, dass im Sommer die persönliche Bräune auch im Schatten erzielt werden kann. Im Winter ist es ähnlich. UV Licht ist in der Lage, eine bis zu 15 cm dicke Schneedecke zu durchdringen und eine Spannung der Module zu erzeugen, wodurch sich diese erwärmen. Bei einer ausreichenden Modulneigung rutscht der Schnee ebenfalls ab.“
So wird laut seiner Aussage eine Räumung der Anlagenfläche überflüssig. Es wird sogar davon abgeraten, da ein hohes Verletzungsrisiko besteht.
Der Winter kommt, das ist sicher: Was muss ich bereits bei der Planung und Bewirtschaftung einer PV Anlage für die Wintermonate berücksichtigen?
„Bereits bei der Planung ist es wichtig, die ganze Fläche des Daches mit PV-Modulen (bis zur Traufe) zu planen. Hierdurch kann der Schnee bereits sehr früh und mit wenig Last vom Hausdach abrutschen. Im Falle vom Auftreten grosser Schneemassen, sollte der Zugang unter der Traufe abgesperrt werden, damit keine Menschen oder auch Tiere dorthin gelangen können. Eine weitere Option wäre, dass Abgleiten des Schnees mit einem umfangreichen Schneefang zu umgehen.
Wie schon erwähnt, steigen Sie bitte zur Schneebekämpfung, nie selber auf das Dach. Die Unfallgefahr für sie selbst, so wie die Möglichkeit der Beschädigung durch Besenkratzer und Trittschäden ist definitiv zu hoch.
Die aktuelle SIA Norm 261 befasst sich dabei mit den Einwirkungen auf die Tragwerke und liefert die Zahlen für Schnee- und Windlasten. Auf Anfrage kann ich ihnen diese gerne zuschicken.
Wir können Ihnen bei der Planung einer Solaranlage nur den Einsatz von Fachpersonal ans Herz legen. Eine Fachperson dimensioniert das Dach korrekt, damit einer einseitigen Dachbelastung im Vorfeld entgegen gewirkt werden kann. Wenn der Schnee auf einer Seite liegen bleibt und auf der Gegenseite abrutscht, könnte dies zum Problem werden.“
Herr Guler, wie genau wirken sich die Wintermonate auf den Jahresdurchschnitt der erbrachten Leistung aus?
„Wie eingehend erklärt, ist die Solar-Speicheranlage das komplette Jahr einsatzbereit. Mit Höhen und Tiefen natürlich. Durch die kontinuierliche Produktion und Speicherung der Energie wird ein recht starker Jahresdurchschnitt erzielt.
Einbussen durch schneebedeckte PV-Anlagen betragen in einer Lage ab 1000 m. ü. M. ungefähr 5 bis 8 Prozent. Zum Vergleich: Davos liegt auf ca. 1500 Metern Höhe, Zürich und Tägerwilen auf etwas über 400 Meter. Alles was unter 1000 Metern liegt kommt mit 1 bis 4 Prozent davon, was nicht viel ist.“